Im Gespräch mit Agata Henkel, Expertin zum Thema Inkontinenz

Blasenschwäche oder Harninkontinenz bezeichnet eine Funktionsstörung der Blase, bei der es zu einem unwillkürlichen Harnverlust kommt. Kursierende Mythen über Blasenschwäche zeigen, dass noch immer Aufklärungsbedarf besteht.
Agate Henkel | © TZMO Deutschland GmbH

Agata Henkel, Leitung Marketing und Kommunikation bei „Seni“, einem der führenden Anbieter von Inkontinenzprodukten, erklärt im Gespräch mit Mehr Leben worin die Ursachen liegen und wie Betroffene ihren Alltag mit entsprechenden Hilfsmitteln meistern können.
 

Mehr Leben: Im Volksmund wird oft gesagt, Blasenschwäche tritt nur im hohen Alter auf. Kann man das pauschal behaupten?
 

Agata Henkel: 

Nein. In der Öffentlichkeit wird Blasenschwäche häufig als eine rein altersbedingte Beschwerde wahrgenommen, dies ist jedoch nicht richtig. Zwar steigt mit zunehmendem Alter auch das Risiko an Blasenschwäche zu leiden, jedoch sind die Ursachen für diese sehr vielfältig. Daher sind auch Frauen wie Männer bereits in jüngeren Jahren betroffen.

ML: Welche Ursachen kann das haben?


Agata Henkel:

Es gibt eine Vielzahl an Risikofaktoren, die eine Blasenschwäche fördern. Da wären zum Beispiel Rauchen, Übergewicht, Diabetes sowie chronische Blasenentzündungen. Zudem sind Frauen recht häufig aufgrund von Schwangerschaft und Geburt von einer Belastungsinkontinenz betroffen, da stützende Muskeln und Bänder des Beckenbodens durch die Belastung strapaziert werden. Auch die Wechseljahre tragen zur Schwächung des Beckenbodens bei, da das Gewebe durch die Hormonumstellung weich wird und so eine Belastungsinkontinenz hervorgerufen werden kann. Bei Männern hingegen ist eine Erkrankung der Prostata eine häufige Ursache der Blasenschwäche. Nicht selten kommt es durch eine vergrößerte Prostata zu Problemen beim Wasserlassen.

ML: Wie ist es möglich, dass chronische Blasenentzündungen eine Blasenschwäche hervorrufen können?


Agata Henkel:

Eine sogenannte Zystitis wird in den meisten Fällen durch Darmbakterien verursacht. Ständiger Harndrang sowie ein Brennen beim Wasserlassen sind erste Anzeichen einer Entzündung. Wird die Blasenentzündung nicht richtig auskuriert oder tritt sie häufiger auf, spricht man von einer chronischen Blasenentzündung. Der chronische Reizzustand kann im schlimmsten Fall zur Dranginkontinenz führen, da die sensiblen Nervenfasern der Harnblase so sehr gereizt werden, dass es bereits bei geringer Blasenfüllung zur unwillkürlichen Entleerung kommt.

ML: Bei welchen Anzeichen sollten Betroffene aufmerksam werden?


Agata Henkel:

Es gibt unterschiedliche Anzeichen, die auf eine Blasenschwäche hindeuten. Dazu zählen ein vermehrtes nächtliches Wasserlassen, Urinabgang bei physischer Belastung oder häufiger und plötzlich auftretender Harndrang. Meist verlieren Betroffene nur wenige Tropfen Urin. Wird die Ursache jedoch nicht geklärt, kann sich der Zustand verschlechtern. Deshalb sollte bei den ersten Anzeichen einer Blasenschwäche ein Arzt aufgesucht werden.

ML: Ist jede Form von Blasenschwäche in ihrer Intensität und Ausprägung gleich oder äußern sich die Beschwerden auf verschiedene Arten?
 

Agata Henkel:

Zu den häufigsten Formen der Blasenschwäche gehören die Belastungs-, Drang-, Überlauf- und Mischinkontinenz. Intensität und Folgen für die Betroffenen variieren ebenfalls. Die Belastungsinkontinenz tritt vor allem bei Menschen mit geschwächter Beckenbodenmuskulatur auf. Schweres Heben, Lachen, Husten oder Niesen erhöhen den Druck auf die Blase und führen dann zu ungewolltem Harnabgang. Bei der Dranginkontinenz ist es anders – hier zieht sich der Blasenmuskel willentlich und nicht zu beeinflussend bereits bei geringer Füllmenge der Blase zusammen. Betroffene verspüren einen plötzlich auftretenden und starken Harndrang. Bei der Überlaufinkontinenz kommt es zur Überfüllung der Blase, da der Harnausgang versperrt oder verengt ist. Durch die unvollständige Entleerung bleibt ein Restharn in der Blase zurück, was eine Infektion der Nieren und Harnwege zur Folge haben kann. Bei der Mischinkontinenz treten ein plötzlicher Harndrang sowie unwillkürlicher Harnverlust bei physischer Belastung auf.

ML: Die unterschiedlichen Formen und Schweregrade bedürfen sicherlich auch individuell angepassten Maßnahmen, um das Problem in den Griff zu bekommen. Was raten Sie allen Betroffenen?
 

Agata Henkel:

Wichtig ist, dass Betroffene ihre Scham überwinden und das Gespräch mit dem geschulten Fachpersonal im Sanitätshaus oder einem Arzt suchen. Diese unterstützen bei der Aufklärung im Umgang mit Blasenschwäche und können verschiedene Behandlungsmöglichkeiten aufzeigen. Zusätzlich kann die Verwendung spezieller Hilfsmittel ein unbeschwertes Leben ermöglichen und den Betroffenen ein großes Stück Lebensqualität zurückgeben. Die Produkte orientieren sich nämlich an den individuellen Bedürfnissen der Betroffenen, um den Alltag so angenehm wie möglich zu gestalten. Erhältlich für leichte bis starke Blasenschwäche, bieten die Hilfsmittel durch ihre anatomische Passform Männern wie Frauen ein sicheres und angenehmes Tragegefühl. Lange Reisen oder sogar Sport sind mit modernen Lösungen gar kein Problem.

 

Wir bedanken uns für das informative Gespräch.

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