Lipödem – eine Fettverteilungsstörung

Bei der Störung mit dem Namen „Lipödem“ setzen sich Fettpolster an den Beinen, am Po und an der Hüfte ab. In der Regel wird die Krankheit mit einer Entstauungstherapie und mit Kompressionsstrümpfen behandelt.

Was ist ein Lipödem?

Beim Lipödem handelt es sich um eine Störung der Verteilung der Fettzellen, die fast nur Frauen betrifft und die vermutlich vererbt wird. Meist tritt das Leiden in der Pubertät oder nach einer Schwangerschaft auf, was auf einen hormonellen Auslöser zurückzuführen sein könnte. Das Ödem betrifft immer beide Gliedmaßen, in der Regel die Beine. Oft sind zusätzlich auch die Arme der Patientinnen mit betroffen, selten nur diese allein. 

Lipödem erkennen: Wann tritt es auf?

Zur Häufigkeit des Lipödems gibt es keine genauen Zahlen. Dies mag an unterschiedlichen Gründen liegen, nicht zuletzt daran, dass die Erkrankung – oftmals sowohl von den Ärzten als auch den Betroffenen selbst – als Übergewicht missverstanden wird. In Deutschland sind schätzungsweise 10% aller Frauen vom Lipödem betroffen, dessen genaue Ursache bis heute nicht bekannt ist. Angenommen werden sowohl genetische als auch hormonelle Ursachen.

Diese Aspekte sprechen für ein Lipödem: 
 

  • familiäre Häufung
  • Beginn in einer hormonellen „Umbruchphase“, z.B. nach der Pubertät, der Schwangerschaft und den Wechseljahren
  • Beginn nach gynäkologischen Operationen 
  • Beginn bei Männern bei Veränderungen ihres Hormonhaushalts, z.B. in Folge einer Leberschädigung oder einer Hormontherapie, die aufgrund einer Krebserkrankung notwendig wurde

Zunahme und Strukturveränderung – Lipödem-Symptome erkennen

Das Lipödem führt zu einer Zunahme und Strukturveränderung des Unterhautfettgewebes. Das ist die Gewebsschicht, die beim Menschen fast die gesamte Oberfläche seiner Haut polstert und unterfüttert und als Energiereserve dient. Bei Frauen liegt das Unterhautfettgewebe anders als bei Männern nicht nur am Bauch, sondern insbesondere auch im Bereich der Hüften und Oberschenkel.

Ein Lipödem erkennt man an diesen Symptomen:

  • In der Anfangsphase: typische Fett-Verteilungsmuster an Hüfte, Po, Beinen 
     
  • Im Verlauf: Fettverteilung erstreckt sich über die Unterschenkel bis hin zu den Knöcheln oder befällt zusätzlich beide Arme
     
  • Beide Körperseiten sind betroffen.
     
  • Dabei niemals Hände und Füße betreffend, im Gegenteil: bei ausgeprägtem Befund hängen die Fettwülste – dem Bild von Pumphosen ähnelnd – über die Knöchel hinab.
     
  • Im Laufe des Tages bzw. ab der zweiten Tageshälfte: Schmerzen, Spannungs- und Schweregefühl 
     
  • Schmerzen treten besonders nach langem Stehen, Sitzen oder bei warmem Wetter auf.
     
  • Beschwerden sind auf den Bereich des Lipödems begrenzt und mildern sich bei Hochlagerung nicht wesentlich ab (Venen- und Lymphleiden tun dies, solange sie noch nicht weit fortgeschritten sind).
     
  • Schnelle Bildung von Blutergüssen und blauen Flecken (Hämatomen) bereits bei geringem Auslöser 
     
  • Diätresistenz: Gewichtsabnahme ändert an der gestörten Fettverteilung nichts


Dass Füße und Hände nicht betroffen sind, ist der wichtige Unterschied sowohl zum Übergewicht als auch zu anderen Ödemen, insbesondere zum Lymphödem, das außerdem meist nur eine Seite betrifft.

Die drei Stadien des Lipödems

  • Stadium 1: gleichmäßige Verdickung des Unterhautfettgewebes
     
  • Stadium 2: unebene Hautoberfläche durch eine knotenförmige Unterhaut
     
  • Stadium 3: zunehmende Verhärtung des Gewebes, was zur Behinderung beim Gehen führen kann

 

In den drei Stadien verändert sich also die Hautstruktur. Anfangs noch glatt und weich wird sie im Verlauf zunehmend grobknotig, bildet mehr und mehr Dellen. Man spricht von einer sogenannten „Matratzenhaut“. Schließlich verdickt und verhärtet sie ganz.

Wie wird ein Lipödem Stadium 1 diagnostiziert?

Die Diagnose des Lipödems stützt sich auf die übliche Grundlage jeder Diagnostik:

  • das Gespräch und
  • die Untersuchung des Betroffen, zu der in jedem Fall ein Tastbefund gehört.


Bei mageren Frauen wird das unproportionierte Verhältnis zwischen Oberkörper, Gesäß und Extremitäten sofort ins Auge fallen. Bei übergewichtigen Frauen und denen mit einer sehr weiblichen, runden Körperform fällt die Blickdiagnostik jedoch schwer und reicht allein nicht aus. Daher muss nach dem Charakter und dem Auftreten der bestehenden Beschwerden gezielt gefragt und nach Gewebsveränderungen getastet werden.

Schmerzen beim Lipödem:

  • hängen vom Ausmaß der Wassereinlagerungen im Fettgewebe ab.
  • können auch bei vergleichsweise gering ausgeprägten Lipödemen sehr schmerzhaft sein.
  • sind bei (vorsichtigem) Kneifen an den Waden stärker als an den Oberschenkeln. 
  • sind an der Außenseite der Oberschenkel stärker als an ihrer Innenseite.

Mit bildgebenden Verfahren das Lipödem an Bauch, Beinen und Po bestimmen

Um in Zweifelsfällen das genaue Ausmaß der Fettvermehrung bzw. die etwaigen Strukturveränderungen des Unterhautfettgewebes zu bestimmen, können auch bildgebende Verfahren wie Sonografie, MRT oder CT zum Einsatz kommen. Laboruntersuchungen sind normalerweise nicht notwendig, allenfalls wenn der Verdacht auf das Bestehen bestimmter hormoneller Störungen wie z.B. einer Schilddrüsenunterfunktion begründet scheint.

Der Verlauf der Erkrankung kann ganz unterschiedlich sein. Er schreitet oft schrittweise fort, kann aber auch schubweise verlaufen oder plötzlich zum Stillstand kommen.

Was ist ein Lipo-Lymphödem?

Häufig ist es schwierig, das Lipödem vom Lymphödem zu unterscheiden. Das liegt daran, dass sich beide Krankheitsbilder manchmal überschneiden, nämlich dann, wenn sich – meist in einem späten Krankheitsstadium – aufgrund der Veränderung des Fettgewebes der Lymphfluss staut. In Folge entsteht ein sogenanntes sekundäres Lymphödem. Der Fachbegriff für diese Form des Lipödems lautet daher: Lipo-Lymphödem

Übergewicht begünstigt seine Entwicklung. Dabei führt zur Verwirrung, dass der Begriff des Lipo-Lymphödems zur Verordnung spezieller Massagetechniken verwendet werden muss, auch wenn gar keine Störung des Lymphabflusses vorliegt und eine klassische manuelle Lymphdrainage fehl am Platze ist. Die Therapie muss dem Krankheitsbild angepasst werden.

Lipödem-Behandlung – Was kann ich tun?

Um einer Ödembildung bzw. stärkeren Einlagerung von Gewebswasser vorzubeugen, sollten:

  • als Basistherapie Kompressionsstrümpfe getragen werden.
     
  • bei schwereren Verläufen zusätzliche Entstauungsmaßnahmen ergriffen werden, entsprechend der Behandlung beim Lymphödem.
     
  • besonderes Augenmerk auch auf die Hautpflege gelegt werden, um Scheuerwunden zu vermeiden, denn sie sind nicht nur zusätzlich schmerzhaft, sondern können zur „Eintrittspforte“ für Infektionen werden.


Auch eine operative Entfernung des überschüssigen Fettgewebes ist mit speziellen Verfahren möglich. Die Fettabsaugung (Vibrations-Liposuktion)  ändert allerdings an der eigentlichen Erkrankung und ihrem Verlauf nichts, wirkt aber den Folgeschäden und einer Chronifizierung der Schmerzen entgegen und nimmt den Betroffenen ihren sehr hohen Leidensdruck.

Zum jetzigen Zeitpunkt erstatten die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten (ca. 18.000 Euro) für die Liposuktion in der Regel leider nicht, allerdings wird in einer aktuellen Studie die Wirksamkeit der OP überprüft. Danach wird neu über die Aufnahme der Operation in den Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen entschieden.

Wie hängen Lipödem und Ernährung zusammen?

Lipödeme zeigen sich keineswegs nur bei übergewichtigen, sondern auch bei normalgewichtigen Frauen. Es ist wichtig, sich klar zu machen, dass das Lipödem nicht die Folge von Übergewicht ist, Übergewicht aber seinen Verlauf erschweren kann. Aus diesem Grund empfiehlt sich der Versuch einer Gewichtsabnahme durchaus und zwar nicht nur durch eine entsprechende Ernährungsumstellung, sondern auch durch regelmäßige körperliche Bewegung.

Beides wirkt belebend und dient der Entstauung, gerade wenn zusätzliche Abflussstörungen drohen (Venenschwäche / Lymphödem) oder bereits bestehen.

Lipödem: Therapie, Sport und lockere Kleidung

Da das Krankheitsbild zur Chronifizierung neigt, braucht es die aktive und kontinuierliche Mitarbeit des Betroffenen. Eine Kompressionstherapie kann nur dann wirken, wenn sie tatsächlich konsequent durchgeführt wird. Für den Sport gilt gleiches. Dazu muss er aber vor allem Spaß machen und in den Alltag gut einzubinden sein.

Wärme und zu stark einengende Kleidung verzögern den Abfluss von Flüssigkeit und wirken „stauend“ und sollten daher vermieden werden. Achten Sie bei Urlaubsreisen in tropische Gebiete ebenso darauf wie beim Sonnenbaden auf dem heimischen Balkon oder bei genussvollen Saunagängen in den Wintermonaten. 

Unterstützung beim Lipödem: Selbsthilfegruppen besuchen

Unterstützung und Auskunft über den richtigen Umgang mit dem Lipödem bieten auch Selbsthilfegruppen. Die Betroffenen dort wissen nicht nur über die krankheitsbedingten Schwierigkeiten aus eigener Erfahrung genau Bescheid, sondern sind in der Regel auch fachlich sehr gut informiert.

 

Weiterführende Informationen

Deutsche Gesellschaft für Lymphologie - Ödemkrankheiten
www.dglymph.de/medizin-informationen/studien/oedemkrankheiten

Eurocom - Kompressionsstrümpfe
www.eurocom-info.de/kompressionstherapie/kompressionstherapie-2/kompressionsstruempfe/

Deutsche Gesellschaft für Phlebologie e.V.
www.phlebology.de/patienten/venenkrankheiten/lipoedem/

 

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