Im Gespräch mit Dr. med. Alexander Beier

Der künstliche Kniegelenksersatz (Knie-TEP, Knie-Endoprothesen) ist einer der am häufigsten durchgeführten Eingriffe in der Orthopädie. Jährlich werden in Deutschland über 150.000 solcher Operationen durchgeführt. Die meisten Knieprothesen werden bei älteren Menschen notwendig. Im Durchschnitt sind die meisten Patienten etwa 70 Jahre alt. Frauen benötigen insgesamt häufiger ein künstliches Kniegelenk als Männer.

Für den Ersatz des Kniegelenks stehen verschiedene Typen an Knieprothesen zur Verfügung. Welcher Prothesentyp der richtige ist, hängt von den individuellen Bedürfnissen des Betroffenen ab, zum Beispiel ob nur ein Teil oder das ganze Kniegelenk ersetzt werden muss. ziel der Operation ist die Wiederherstellung der Funktionsfähigkeit und die Verbesserung der Lebensqualität von Patienten mit fortgeschrittener Arthrose des Kniegelenks nach einer oft sehr langen und schmerzhaften Leidenszeit.
 
Im Gespräch mit Dr. med. Alexander Beier, Oberarzt in der Klinik für operative Orthopädie der Sana Kliniken Sommerfeld und niedergelassener Orthopäde in Berlin-Friedrichshain, möchten wir ihnen die Problematik des Kniegelenkersatzes näher vorstellen.

Mehr Leben: Unsere Kniegelenke sind im täglichen Leben sehr großen Belastungen ausgesetzt. Sie können verschleißen: Überlastungen, Unfälle, Fehlstellungen, Übergewicht, das Alter oder verschiedene Erkrankungen können dazu führen, dass Kniegelenke ihre Funktion verlieren. Viele Patienten klagen über starke Schmerzen im Knie, können nicht mehr richtig laufen und ihre Bewegungsfreiheit ist bedeutend eingeschränkt. Was sollten die Betroffenen tun?


Dr. med. Beier:

Die betroffenen Patienten sollten sich zunächst beim Orthopäden vorstellen. Dieser wird die erforderlichen diagnostischen Maßnahmen durchführen. In erster Linie gehört hierzu eine gründliche Untersuchung des/der schmerzenden Kniegelenke(s). In Abhängigkeit von den Untersuchungsergebnissen wird der Arzt Therapieempfehlungen geben oder weitere Spezialuntersuchungen (z.B. MRT) veranlassen.

In den meisten Fällen, bei denen die Patienten schon länger an Knieschmerzen leiden, muss von einem degenerativen Knorpelschaden ausgegangen werden. Diese sogenannte Arthrose des Kniegelenks kann im Endstadium zu einer stark schmerzhaften Bewegungseinschränkung im Knie führen. Auch wenn die in diesem Fall erforderliche Implantation einer Knieprothese vielen Patienten eine erhebliche Verbesserung der Lebensqualität und Sportfähigkeit ermöglicht, möchten wir unseren Patienten das eigene Kniegelenk möglichst lange erhalten.

Zu den konservativen Behandlungsmethoden bei schmerzhafter Kniegelenkarthrose gehören neben der medikamentösen Schmerzstillung z.B. mit nichtsteroidalen Antirheumatika, physikalischen Therapien (z.B. Bewegungsbäder, Wassergymnastik, Elektroanwendungen und Ultraschall), Muskelkräftigung auch die Anpassung der Lebens- und Ernährungsweise. Denn Vorbeugung ist die beste Therapie bei Kniearthrose. Durch arthrosegerechtes Verhalten kann das Fortschreiten der Schäden an den Gelenkknorpeln verlangsamt und der Gelenkverschleiß verringert werden. Es genügt, sich wenige einfache Bewegungsprinzipien für kniefreundliches Verhalten klar zu machen und diese im Alltag anzuwenden.

Auch Spritzen ins Gelenk (Kortison, Hyaluronsäure) können den Verlauf und damit eine operative Therapie hinauszögern. Besonders stark betroffene Bereiche des Kniegelenks können auch durch äußere Stützschienen (Orthesen) entlastet werden. Durch individuell einstellbare Gurte sind moderne Orthesen in der Lage speziell stark betroffene Stellen im Kniegelenk zu entlasten und somit die Belastbarkeit im Alltag und die Gehstrecke zu erhöhen.

ML: Wenn diese Maßnahmen nicht geholfen haben, wann sollte dann eine Operation am Knie durchgeführt werden?


Dr. med. Beier:

In fortgeschrittenen Stadien, bei erfolgloser konservativer Therapie, bleibt meist nur eine Operation zu empfehlen. Man unterscheidet hierbei gelenkerhaltende und gelenkersetzende Operationen. Zu den gelenkerhaltenden Operationen gehören z.B. die Kniegelenkspiegelung (Arthroskopie) und Umstellungsosteotomien. Bei Kniegelenkspiegelungen werden durch kleine, neben der Kniescheibe liegende Schnitte die Menisci, der Gelenkknorpel sowie die oft entzündete Gelenkschleimhaut behandelt. Mit einer Umstellungsosteotomie kann in bestimmten Fällen eine angeborene oder durch ein Trauma entstandene Beinachsenfehlstellung korrigiert werden. Hierbei wird durch Verlagerung des Gewichtes in unbelastete Regionen des Kniegelenkes eine Schmerzlinderung erzielt.

Häufig ist aber auch ein Gelenk- oder Teilgelenkersatz erforderlich – ein Eingriff, der bei vielen Patienten verständlicherweise erst einmal Angst hervorruft. Doch in der Hand eines erfahrenen Operateurs sind die Aussichten auf Erfolg sehr gut. Leider besteht bei vielen Patienten die Annahme, dass bei jeder Kniegelenksarthrose immer ein komplettes neues Knie (Knie-Totalendoprothese) implantiert werden muss. Dies ist jedoch falsch! Ist nur ein Teil des Gelenkes verbraucht oder verschlissen, so wird nur dieser ersetzt. Das restliche Kniegelenk bleibt unberührt.

Vor allem auf der Innenseite des Kniegelenks tritt sehr häufig eine belastungsbedingte Arthrose auf. Auch eine lokale Durchblutungsstörung in diesem medialen Kniegelenksbereich ist sehr häufig (aseptische Knochennekrose, Morbus Ahlbäck) und führt zu regelrechten Knorpel / Knochendefekten, die oft nur noch mit einer Teilprothese zu versorgen sind. Eine Überkronung nur des betroffenen Gelenkareals mit einer Schlittenprothese ist sehr gut möglich. Patienten mit Knieteilprothesen behalten in der Regel eine sehr gute Beweglichkeit und Sportfähigkeit.

Bei fortgeschrittener Arthrose des Kniegelenkes kann der Verlust des Knorpel- und Knochengewebes sowie der für die natürliche Führung des Kniegelenks wichtigen Bänder soweit fortgeschritten sein, dass der richtige Zeitpunkt für eine solche Kniegelenkteilprothese verstrichen ist.

Skeptiker argumentieren gern mit der verminderten Haltbarkeit von Knieteilprothesen. Verschiedene Studien zeigen, dass die Haltbarkeit von Knieteilprothesen etwa bei der liegt, die auch für Knietotalendoprothesen angegeben wird. Auch unsere Ergebnisse spiegeln diese Angaben wieder. Sollte es im Laufe der Jahre notwendig werden, eine Teilprothese gegen eine Vollprothese auszutauschen, ist dies in der Regel problemlos und ohne weitere Substanzverluste möglich.

Im Einzelfall kann nur der behandelnde Arzt gemeinsam mit dem Patienten anhand der vorhandenen Untersuchungsbefunde entscheiden, welche der vorgenannten Therapieoptionen für ihn die bestmögliche ist und zur Anwendung kommt.

ML: Der Patient hat sich für die Operation des Knies entschieden. Worauf sollte er sich einstellen?


Dr. med. Beier:

Wichtig für den Eingriff ist ein erfahrener Arzt, dem man vertraut und welcher auf einen praktischen Erfahrungsschatz mit den unterschiedlichen Behandlungsverfahren verweisen kann. Mit diesem sollte der Patient dann die verschiedenen operativen Therapieoptionen individuell besprechen und die bestmögliche auswählen.

Außerdem rate ich, eine Klinik aufzusuchen, in der o.g. Eingriffe sehr häufig durchgeführt werden. Beispielhaft genannt sei hier die „Klinik für operative Orthopädie“ der Sana Kliniken Sommerfeld. Kurz vor den Toren Berlins werden hier unter der Leitung von Herrn Prof. Dr. med. A. Halder seit vielen Jahren von erfahren Spezialisten jährlich ca. 3.000 Kunstgelenke, darunter über 1.100 Knieprothesen implantiert und über 100 Knieprothesenwechseloperationen durchgeführt. Die Ärzte und Schwestern dort verfügen über einen langjährigen Erfahrungsschatz, der für Operationen am Kniegelenk entscheidend ist. Die technische Ausstattung der als Endoprothetikzentrum der Maximalversorgung zertifizierten Klinik bietet alle technischen Möglichkeiten zur Durchführung von komplizierten Primärversorgungen und Wechseleingriffen. Dafür lohnt es sich, auch eine etwas weitere Anfahrt in Kauf zu nehmen.

Im Einzelfall sollten Patienten bei der Wahl der geeigneten Klinik und des geeigneten Verfahrens dem Rat Ihres behandelnden Arztes vertrauen. Empfehlungen von „Dr. Google“ sind in jedem Fall mit Vorsicht zu genießen.

Den Ablauf einer Knie-(teil)ersatzoperation muss man sich folgendermaßen vorstellen. Am Aufnahmetag in der Klinik erfolgen ggf. erforderliche Untersuchungen und Gespräche mit Operateur und Narkosearzt. Im Bedarfsfall wird ein Beruhigungsmittel für die Nacht verordnet.

Die Implantation des künstlichen Kniegelenkes (Primärimplantation) dauert in der Regel eine Stunde. Zunächst wird das Kniegelenk geöffnet. Anschließend entfernt der Operateur die zerstörten Gelenkflächen von Unter- und Oberschenkel sowie verbliebene Meniskus- und Kreuzbandreste. Mithilfe spezieller Schablonen und Fräsen werden der Ober- und Unterschenkelknochen präzise für die Implantation des neuen Kniegelenks vorbereitet. Mit einem Probeimplantat prüft der Operateur Sitz, Größe, Stabilität und Funktion. Dann erfolgt die endgültige Implantation des neuen Gelenkes, die Wunde wird verschlossen und verbunden. Gegen den Wundschmerz erhalten die Patienten entsprechende Medikamente.

ML: Nach erfolgreich durchgeführter Operation, welche Rehabiliationsmaßnahmen werden durchgeführt, damit der Patient schnell wieder seine Lebensqualität gewinnt und wieder gut laufen kann?


Dr. med. Beier:

Der Erfolg der Operation und die Haltbarkeit des Kniegelenks hängen entscheidend von der Nachbehandlung bzw. vom Verhalten danach ab.

So früh wie möglich nach der Operation wird mit der Bewegungstherapie begonnen. Dies geschieht meist schon am Tag nach der Operation. Nachdem der Drainageschlauch, welcher das Wundsekret ableitet, entfernt worden ist, lernen die Patienten unter Anleitung der Physiotherapeuten, Ihr Gelenk wieder zu benutzen. An zwei Unterarmstützen üben sie das ebenerdige Gehen, das Treppensteigen und das Gelenk zu strecken, zu beugen, so dass bei der Entlassung die Verrichtungen des täglichen Lebens wieder selbständig erledigt werden können. Ziel ist, das Leben wieder schmerzfrei und mit mehr Bewegung genießen zu können. Die Patienten werden in der Regel rund eine Woche nach der Operation nach Hause bzw. in eine Rehabilitationseinrichtung entlassen.

Ideal ist es, wenn sich die operierende Einrichtung und die Rehaklinik an einem Standort befinden. Es besteht dann die Möglichkeit bei Rückfragen oder Komplikationen den Patienten auf kurzem Wege zu visitieren und ggf. frühzeitig Maßnahmen einzuleiten. Dieses Konzept wird z.B. in den Sana-Kliniken in Sommerfeld seit vielen Jahren erfolgreich umgesetzt und von den Patienten dankbar angenommen.

Die Weiterbehandlung erfolgt dann durch den niedergelassenen Kollegen. Er wird den Patienten in den Folgejahren regelmäßig nachuntersuchen. Hierdurch werden Komplikationen, die trotz Beschwerdefreiheit später auftreten können, frühzeitig erkannt und können behandelt werden.


Vielen Dank für dieses interessante Gespräch.

 

Kontakt

Praxis für Orthopädie und Unfallchirurgie

Petersburger Platz 3
10249 Berlin-Friedrichshain

www.hoforthopaeden.de

 

Sana Kliniken Sommerfeld
Klinik für Endoprothetik
Waldhausstrasse 44
16766 Sommerfeld/Kremme

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