Im Gespräch mit Dr. med. Oleg Wolf: „Einer von zehn Patienten wird operiert."

Rückenschmerzen sind eine echte Volkskrankheit. Schätzungen zufolge sind mehr als 50 Prozent der Deutschen mindestens einmal im Jahr betroffen. Rückenschmerzen sind der zweithäufigste Grund für Patienten, einen Arzt aufzusuchen.
© Oleg Wolf

Sie sind häufig Folge von Bewegungsmangel oder Haltungsfehlern, aber sie können auch Symptom einer Grunderkrankung sein. Die genauen Ursachen können zum Beispiel bei Ärzten für Neurochirurgie in spezialisierten Wirbelsäulenzentren festgestellt werden. Das Wirbelsäulenzentrum Vertebral in Berlin hat sich auf die Diagnostik und Therapie der Wirbelsäule und von peripheren Nervenkompressionssyndromen spezialisiert. Nach einer ausgiebigen Untersuchung des Patienten einschließlich der bildgebenden Diagnostik, z.B. Computer- bzw. Kernspintomographie, empfehlen die behandelnden Neurochirurgen entsprechend der Symptome und Diagnose die aussichtsreichste Therapiemethode. im Gespräch mit Dr. med. Oleg Wolf möchten wir ihnen die Therapiemöglichkeiten des Wirbelsäulenzentrum Vertebral etwas näher vorstellen.

 

Mehr Leben:  Im Jahre 2002 haben Sie begonnen das Wirbelsäulenzentrum in Berlin-Pankow aufzubauen. Mittlerweile arbeiten Sie gemeinsam mit neun weiteren Neurochirurgen an drei verschiedenen Standorten in Berlin. Sind denn in den letzten Jahren die Wirbelsäulenerkrankungen angestiegen?

Dr. Oleg Wolf: 
Wie wir es in unserer Praxis einschätzen können, scheint die Tendenz bei Wirbelsäulenerkrankungen relativ gleichbleibend zu sein. Aber wir merken auch, dass uns die niedergelassenen Ärzte viele Patienten überweisen. So haben wir zur Zeit in der Regel einige Wochen Wartezeit bis der Patient einen Termin bei uns bekommen kann. Akute Patienten erhalten natürlich einen zeitnahen beziehungsweise sofortigen Termin.


ML:  Was sind denn die meisten Krankheitsformen? Ist das der „Hexenschuss“, der Bandscheibenvorfall oder die Lumboischialgie?

Dr. Oleg Wolf:
Die Patienten mit diesen Erkrankungen werden meist von ihren Hausärzten oder Orthopäden zuerst behandelt und erst wenn deren Therapiemöglichkeiten ausgeschöpft sind, werden sie zu uns überwiesen. Viele Patienten, die zu uns kommen, haben dann bereits Schmerzen über Wochen oder Monate. Oftmals sind es Schmerzen im Lendenwirbelsäulenbereich, manchmal ausstrahlend in die Beine. Manche Patienten haben zunehmend Probleme beim Laufen, gerade viele ältere Menschen. Hier kann es sich um eine Einengung des Rückenmarkkanals handeln. Die Patienten mit Halswirbelsäulenschmerzen sind in der Anzahl geringer. Sie haben oft Nackenschmerzen oder Taubheitsgefühle in den Armen.


ML:  Wenn Sie diese Patienten überwiesen bekommen haben, werden Sie neben dem ausführlichen Anamnesegespräch und den Untersuchungen weitere diagnostische Verfahren, wie das MRT, durchführen?

Dr. Oleg Wolf:
Das MRT ist ganz wesentlich. Entweder kommen die Patienten schon mit dem MRT zu uns oder wir veranlassen es. Aber die Patienten sollten nach Möglichkeit schon vorher ein MRT machen lassen, bevor sie sich beim Neurochirurgen vorstellen.


ML:  Wie kann sich ein Patient den Ablauf in Ihrer Sprechstunde vorstellen?

Dr. Oleg Wolf:
Alle Kollegen, die die Sprechstunde durchführen, widmen sich in einem ausführlichen Anamnesegespräch dem Patienten und führen eine klinische Untersuchung durch. Alle weitergehenden diagnostischen Untersuchungen machen vielleicht zehn Prozent bei der Therapieentscheidung aus. Das Wichtigste sind – wie schon vor 50 Jahren – immer die Befragungen des Patienten und die entsprechenden klinischen Untersuchungen.


ML:  Welche Therapieoptionen werden durch Sie durchgeführt? Sind es Operationen an der Wirbelsäule?

Dr. Oleg Wolf:
Von zehn Patienten, die zu uns kommen, bleibt meist nur einer übrig, der operiert werden muss. Die meisten Patienten können konservativ oder minimalinvasiv schmerztherapeutisch behandelt werden. Wir verfügen über vier ambulante OP- Zentren und führen unter einem Röntgensichtgerät oder Bildwandler die punktgenauen Spritzenbehandlungen durch. Oder wir können mit einer Sonde die Schmerzpunkte ausschalten, das nennt sich dann Neurotomie. Das führen wir an der Lenden-, Hals-, und Brustwirbelsäule durch und damit können wir die Schmerzen soweit reduzieren, dass wir nicht operieren müssen. Selbst bei einem Bandscheibenvorfall oder auch einer Einengung des Rückenmarkkanals haben wir damit gute Erfolge erzielt.

Wir stellen die Indikation nicht nach dem MRT, sondern nach dem klinischen Befinden des Patienten. Sollte doch eine Operation unumgänglich sein, dann entscheidet der behandelnde Neurochirurg, ob er oder ein Kollege des Wirbelsäulenzentrums diese Operation durchführen kann. Der Patient wird dann durch uns entsprechend aufgeklärt und auch gefragt, wie er selbst zu dieser OP steht, wann voraussichtlich diese Operation durchgeführt wird, was bei der Operation passiert und welche Risiken bestehen. Wir suchen dann das entsprechende Krankenhaus aus, z.B. die Klinik Maria Heimsuchung, das Oskar-Ziethen-Krankenhaus, das Sana Klinikum Lichtenberg oder das Auguste-Viktoria-Krankenhaus. Aber es steht dem Patienten auch offen in ein anderes Krankenhaus zu gehen.


ML:  Unter vielen Patienten gibt es ja immer noch die Meinung, dass Operationen an der Wirbelsäule auch sehr schnell zu Lähmungen führen können und man dann das weitere Leben am Rollstuhl gefesselt ist. Stimmt das?

Dr. Oleg Wolf:
Diese Ängste oder Befürchtungen sind bei vielen Patienten immer da. Ich persönlich sage dann meinen Patienten, dass das Risiko doch viel, viel geringer ist. Ich habe es in all den Jahren nicht erlebt, dass nach einer Operation einer meiner Patienten nicht mehr laufen konnte oder im Rollstuhl weiterleben musste.


ML:  Es ist ja auch sehr wichtig, den Patienten zu vermitteln, dass nicht jeder Patient gleich operiert werden muss, sondern immer erst die konservativen Möglichkeiten ausgeschöpft werden. Welche Maßnahmen schließen sich nach einer erfolgreich durchgeführten Operation an?

Dr. Oleg Wolf:
Der Vorteil unserer Praxis ist, dass wir die Patienten bereits aus der ambulanten Behandlung kennen, ein Vertrauensverhältnis aufgebaut haben und sie vielleicht auch vorher schon durch minimalkonservative Methoden behandelt wurden. Wir verordnen den Patienten auch die notwendigen physiotherapeutischen Maßnahmen. Der Patient kennt seinen Arzt also schon vor der Operation. Der behandelnde Arzt führt die Operation durch und auch nach der Operation kümmert sich der Arzt um seinen Patienten. Das ist ja unser großer Vorteil gegenüber den Kliniken. Fragt man vorbehandelte Patienten, durch wen sie in der Klinik operiert wurden, wissen das viele Patienten nicht. Bei uns kennt er seinen Arzt über den gesamten Krankheitsverlauf.


ML:  Können Sie einige spezielle Operationsmöglichkeiten noch einmal detaillierter darstellen?

Dr. Oleg Wolf:
Bei einem Bandscheibenvorfall, wenn die Schmerzen in die Beine ausstrahlen ohne wesentliche Rückenschmerzen, würden wir eine Operation mit einem kleinen Schnitt an der Lendenwirbelsäule von hinten durchführen und mit einem mikrochirurgischen Zugang diesen Vorfall entfernen. Dann ist der Beinschmerz in aller Regel weg. Wenn aber gleichzeitig immer wieder Rückenschmerzen auftreten, die unter Belastung zunehmen, dann würden wir den Einsatz einer künstlichen Bandscheibe empfehlen mit gleichzeitiger Entfernung des Bandscheibenvorfalls.

Die künstliche Bandscheibe wird von vorn eingesetzt und führt dazu, dass das Segment wieder aufgerichtet wird und an dieser Stelle nie wieder ein Bandscheibenvorfall entstehen kann. Die Tendenz geht in den letzten Jahren dahin, dass die Wirbelsäule beweglich bleibt und nicht einzelne Wirbelkörper versteift werden. Wir haben in den letzten zehn Jahren über 1000 Patienten mit einer künstlichen Bandscheibe an der Lendenwirbelsäule operiert und über 500 Patienten an der Halswirbelsäule. Wir haben hiermit ausgezeichnete Ergebnisse erreichen können.


ML:  Nach durchgeführten Operationen werden viele Patienten auch mit orthopädischen Hilfsmitteln versorgt. Welche Erfahrungen haben Sie dabei gemacht?

Dr. Oleg Wolf:
Nach Lendenwirbelsäulen-Operationen verordnen wir meist Orthesen, die am Anfang recht stabil sind. Gerade in der ersten Zeit nach einer durchgeführten Operation sollte der OP-Bereich ruhig gestellt werden. Damit kann in Ruhe der Heilungsprozess beginnen und je nachdem wie schnell die Patienten wieder mobil werden, kann diese Orthese wieder schrittweise abgerüstet werden. Nach sechs bis acht Wochen kann die Orthese meist abgelegt werden. Viele Patienten berichten mir aber auch, dass sie gern die Orthese bei längeren Autofahrten, bei der Gartenarbeit und anderen körperlichen Belastungen wieder anlegen.


Mehr Leben:  Wir bedanken uns für das interessante Gespräch.


Kontakt
 

Wirbelsäulenzentrum Vertebral
Dr. med. Oleg Wolf
Breite Str. 47
13187 Berlin

Tel.: 030 4862 6638

www.vertebral.de

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