Knieverletzungen – Was sagt der Spezialist?

Prof. Dr. med. Hanno Steckel, Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie, ist Gesellschafter des Orthopädisch-Chirurgischen Zentrums MVZ Vitalis in Berlin und außerplanmäßiger Professor an der Universität Göttingen. Der international erfahrene Knie-Spezialist führt jährlich mehr als 500 Operationen durch.

Wie sind Sie zur Orthopädie gekommen?
Hanno Steckel: Ich bin über den Sport zur Orthopädie gekommen. Im Teenageralter war ich oft mit sportbedingten Verletzungen beim Orthopäden. In der neunten Klasse habe ich dort auch mein Schülerpraktikum absolviert. Das hat mich sehr begeistert und so bin ich dabeigeblieben. Ich habe meinen Facharzt als Orthopäde und Unfallchirurg absolviert und habe dann ein Jahr in den USA bei einem Kniespezialisten verbracht. 2008 habe ich dann an der Universität Göttingen habilitiert.

Was fasziniert Sie so sehr am Knie, dass Sie international bekannter Knie-Spezialist geworden sind?
Das Knie ist das komplizierteste und interessanteste Gelenk des Körpers. Es ist großen Belastungen ausgesetzt, da wir darauf stehen und gehen. So ist es anfällig – und zwar in allen Altersgruppen. Durch Unfälle oder Verschleiß entstehen Knieverletzungen und es ist immer wieder großartig, den Verletzten mit einem neuen Kreuzband oder einem neuen Kniegelenk zu einer guten Lebensqualität zu verhelfen.

Mit welchen Problemen kommen die Patienten am häufigsten zu Ihnen und was raten Sie ihnen dann? 
Das ist komplett altersabhängig: Jüngere Patienten kommen meist mit Sportverletzungen zu mir, ältere Patienten mit verschleißbedingter Arthrose. 
Bei den Sportverletzungen sind zumeist Meniskus oder Kreuzband betroffen. Wenn es nötig sein sollte, muss operiert werden, aber generell kann bei Knieverletzungen viel konservativ behandelt werden. Oft kann also mit einer Physiotherapie, dem Tragen einer Bandage oder der Steigerung des allgemeinen Fitnesslevels schon gut geholfen werden. 
Bei den älteren Patienten habe ich eine Veränderung zu früher deutlich feststellen können: Der Anspruch an eine gute Versorgung ist erheblich gestiegen, da heute auch viele ältere Patienten noch sehr fit und sportlich aktiv sind. Einen Gehstock und Ruhe zu verordnen, das geht heute nicht mehr. Aber auch bei einer Kniegelenksarthrose kann zunächst eine konservative Behandlungsmethode ihre Anwendung finden. 

Ist bei der Arthrose am Ende immer eine Operation notwendig?
Bei einer Arthrose ist die Operation oft der Endpunkt. Aber eben auch nur das. Vorher wird mit konservativen Mitteln versucht, die Fortschreitung der Arthrose zu verhindern oder zu verzögern. Ich rate dann zu Krankengymnastik, Bandagen und anderen medizinischen Hilfsmitteln, es kann Hyaluron gespritzt werden und auch eine Gewichtsabnahme ist meist hilfreich.

Welche präventiven Maßnahmen gibt es, um Knieverletzungen vorzubeugen? 
Präventiv sollte die Beinachse kontrolliert werden, größere O- oder X-Beine führen zu einem vorzeitigen Verschleiß. Übergewicht ist ebenfalls Gift für die Kniegelenke. Verletzungen zum Beispiel an Menisken und Kreuzband sollten ernst genommen werden, da diese unbehandelt oft zu späteren Problemen führen.

Im Moment hört man oft „Sitzen ist das neue Rauchen“. Was halten Sie von dieser Aussage? Können Sie ihr zustimmen?
Diese Aussage ist absolut richtig. Langes und ständiges Sitzen ist schlecht für die Wirbelsäule, die Körperhaltung, das Herz-Kreislauf-System, die Muskeln, den Blutdruck und den Blutzucker. Der Körper wird stetig falsch belastet. Am sinnvollsten ist hier eine Wechseltätigkeit, dass zwischendurch gestanden und gegangen wird. Ein Stehpult und auch ein Sitzball bieten sich an, um den Körper nicht durch das viele Sitzen weiter zu schädigen.

Gibt es eine Art „Geheimrezept“ für einen gesunden Körper?
Das „Geheimrezept“ ist auf jeden Fall eine gute Lebensführung. Natürlich muss man auf eine gesunde und abwechslungsreiche Ernährung achten, die sich auf die Knochen und Gefäße auswirkt. Auch auf das Gewicht sollte man achten. Über 50% der Deutschen sind übergewichtig. Zu guter Letzt ist regelmäßiger Sport unheimlich wichtig. Wenn man drei bis viermal pro Woche eine halbe Stunde lang seine Ausdauer und Kraft trainiert, kann man vielen Verletzungen vorbeugen und auch für sein Herz-Kreislauf-System etwas Gutes tun. Fahrradfahren und Schwimmen bieten sich an. Jungen Menschen ohne vorherige Verletzungen kann ich auch das Joggen ans Herz legen. Ansonsten wird beim Joggen aber das Knie extrem belastet.

Vielen Dank für das informative Gespräch!

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