Ruhestand bedeutet nicht Stillstand: Wie werde ich, wenn ich nicht mehr arbeite?

Der Wecker klingelt, Sie verfluchen ihn, wollen nicht aufstehen, die Motivation, sich aus dem Haus zu bewegen, ist eher mangelhaft. Wenn Sie erst mal in den Tag gestartet sind, funktioniert es irgendwie.
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Dennoch sehnen Sie den Feierabend herbei, freuen sich darauf,Dinge für sich selbst zu tun, die Sie gestern nicht mehr geschafft haben, freuen sich auf den Ruhestand: keinen Wecker mehr stellen, sich nicht durch morgendliche Staus quälen, keine Zeit mehr in endlosen Besprechungen verbringen, sich nicht mehr mit Kollegen oder gar dem Chef herumärgern. Doch was, wenn es dann soweit ist? Was, wenn der eigene Ruhestand kurz vor der Tür steht? „Wie werde ich, wenn ich nicht mehr arbeite?“ 

 

Wie die Arbeit unser Leben bedingt

Wer bei einem Arbeitgeber angestellt ist oder war, der weiß, dass die Arbeit für lange Jahre die bestimmende Größe in unserem Leben war und dass die Berufstätigkeit unserem Tag einen festgesetzten Tagesablauf aufwies. Tatsächlich ist es so, dass wir mehr Zeit mit der Arbeit als mit der Freizeit verbringen. Die Länge der Arbeitszeit wird durch unsere Tätigkeit bestimmt. Dabei bleibt für unsere Hobbies wenig oder gar keine Zeit. Man sieht seine Kollegen fast so oft wie die eigene Familie, den besten Freund oder den Partner und man kennt diese auch fast genau so gut. Zusätzlich hat man vielleicht seinen Wohnort wegen des Arbeitsplatzes gewählt oder gar verlegt und nicht selten ist es der Fall, dass sich die eigenen Gesprächsthemen vorwiegend auf die Ereignisse am Arbeitsplatz beschränken.

Man erhält also einen Großteil seiner Bestätigung fast ausschließlich durch die Arbeit. Der Erfolg der Arbeit, die Zusammenarbeit mit Kollegen und die Erfahrungen mit den Kunden bedingen unsere Stimmung. Oft verstehen wir uns als einen Menschen, der aktiv etwas zur Gesellschaft beiträgt. Im Ruhestand – ohne die Arbeit – erwarten uns eine Menge anderer Aufgaben.

Vorbereitung und Übergang

Irgendwie ist es ja schon klar, dass man nicht von heute auf morgen sein altes Leben an den Nagel hängen kann. Es ist wichtig und auch nötig, sich Vorbereitungszeit zu nehmen, den Übergang zu planen, sich mit einigen Fragen auseinanderzusetzen, die auf einen zukommen werden, und es nicht darauf beruhen zu lassen, dass sich die Dinge von allein regeln. Hier einige Fragen, die jeder ganz individuell beantworten sollte:

• Welche Aufgaben und Tätigkeiten am Arbeitsplatz erfüllten einen selbst?
• Welche machten Spaß?
• Welchen Hobbys wollte ich schon immer mal nachgehen?
• Welche habe ich in den letzten Jahren vernachlässigt?
• Was hat mich schon immer interessiert?
• Wo kann man neue Kontakte knüpfen?
• Wie möchte ich im Ruhestand meinen Tagesablauf gestalten?
• Was möchte ich für meine Gesundheit tun?
• Wie viel Bewegung oder Sport möchte ich in meinen Alltag einbauen?
• Was möchte ich tun, um mit mir selbst im Einklang zu sein?
• Was bedeutet der Ruhestand für meine Partnerschaft?

Sie sollten sich immer vor Augen führen, dass die Chance des Ruhestands darin besteht, Dinge in Angriff zu nehmen, welche schon lange auf der Strecke liegen und für die bis jetzt einfach die Zeit und die Muse gefehlt haben. Es gilt, die kommenden Jahre zu nutzen und die Zeit nicht einfach verstreichen zu lassen.

Unbekanntes wagen

Alte Träume mussten laufenden Verpflichtungen weichen, für sie war keine Zeit, aber oft auch keine Energie mehr. Erinnern Sie sich, was Sie früher gerne getan haben, oder an das, wovon Sie immer sagten: „wenn ich mal Zeit habe“. Vielleicht lässt sich Ihr Traum nicht mehr zu 100% umsetzen. Aber zu einem Teil bestimmt noch. Schauen Sie nicht nach den Problemen, sondern suchen Sie Wege, damit Sie später nicht sagen müssen: „Ich hätte es tun sollen.“ Möchten Sie wissen, was noch in Ihnen steckt? Dann gehen Sie es an! Bleiben Sie neugierig, auf andere Standpunkte, auf unbekanntes Terrain.

Eine eigene Zeitstruktur finden

Zunächst ist es verlockend, wenn der Wecker schweigt und keine Termine mehr den Tag zerstückeln. Man kann das Frühstück ausdehnen und sich ausgiebig Zeit für Lektüre und Zeitungen nehmen. Sie sollten nur aufpassen, dass sich keine Faulheit einschleicht, denn plötzlich vergehen die Stunden und am Ende des Tages fragt man sich, wo die Zeit geblieben ist. Es ist wichtig, sich eine geordnete Tagesstruktur zu schaffen: geregelte Mahlzeiten, Sport oder andere Aktivitäten.

Die Rollen in der Partnerschaft klären

Im Laufe der Jahre haben Sie und Ihr Partner viele Rituale entwickelt, wer welche Familienaufgaben übernimmt, wie häufig man sich Zeit füreinander nimmt und sich unterhält, wer über das Fernsehprogramm bestimmt, den Kontakt zu Freunden hält, für die Finanzen zuständig ist, kocht oder wäscht usw. Der Ruhestand bietet die Möglichkeit, neue „Reviere“ festzulegen. Ganz gleich, ob nur einer der Partner berufstätig war oder beide – die bisherige Aufteilung von Pflichten im Haushalt sollte nun neu besprochen werden.

Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein erhalten

Mit Ende des Arbeitslebens fallen viele Faktoren weg, die Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein über Jahre hinweg aufgebaut und gestärkt haben, beispielsweise jene Anerkennung, die man bekam, wenn man mit anspruchsvollen neuen Projekten und Aufgaben betraut wurde, Bestätigung, wenn Kollegen um Rat fragten, Respekt, den Kunden und Lieferanten entgegenbrachten, und nicht zuletzt das regelmäßige Einkommen, das man als Gegenwert für die erbrachte Arbeit ansehen konnte.

Doch ab sofort gehört man einer anderen Welt an, einer, die man selbst gestalten darf und auch muss. Das bedeutet nun, dass wir in einer neuen Form weitermachen müssen. Wer mit großer Motivation und Zufriedenheit im Beruf aktiv war, möchte meist den Fuß nicht ganz aus der Tür nehmen, sondern sich noch in irgendeiner Form weiter einbringen.

In bekannten Gefilden zu bleiben, ist ein sicherer Weg, denn Sie können das tun, was Sie schon immer gemacht haben. Vielleicht ist nun auch der Moment gekommen, den Arbeitsthemen endgültig Lebewohl zu sagen und etwas Neues auszuprobieren. Dies könnte z.B. ein freiberufliches Engagement sein. In Sportvereinen, bei den Kirchen, in Tierheimen, Wohlfahrtsverbänden und anderen sozialen Einrichtungen könnte man ehrenamtlich tätig werden. Heutzutage gibt es in den großen Städten und im Internet auch Kontaktstellen, die die Ehrenamtsarbeit organisieren.

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