Sommer, Sonne, Strand, Meer... Und Reisethrombose?

Der langersehnte Urlaub ist da – Sommer, Sonne, Strand und Meer locken mit Entspannung und Freizeit. Doch für Menschen mit Venenschwäche können die warmen Temperaturen auch unangenehme Folgen haben: Geschwollene und schwere Beine sind lästige Begleiterscheinungen der Urlaubszeit.
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Im folgenden Artikel erfahren Sie mehr zum Thema Reisethrombose, Risiken und Maßnahmen, damit Sie den Urlaub in vollen Zügen genießen können. 

Auch Schwerstarbeiter können versagen – Von Vene zu Thrombose

Die Venen sind für den Abtransport des verbrauchten Blutes von den Zellen zurück zum Herzen zuständig. Dabei muss das Blut innerhalb der Beine gegen die Schwerkraft ankämpfen und wird nur durch die sogenannten Venenklappen aufgehalten. Bei schwachen und erweiterten Venen versagen die Venenklappen jedoch, Blut kann in die Beine zurückfließen und dort verklumpen, Thromben – kleine Blutgerinnsel – entstehen. Thrombosen entstehen aus diesen Blutgerinnseln, die sich in den schwachen Venen bilden. Komplikationen entstehen dann, wenn die Thromben wichtige Gefäße blockieren. Dabei spielen Alter, Gewicht und genetische Vorbelastung eine Rolle. Thromben können sich bei nahezu allen Menschen bilden, doch die Regel ist hierbei, dass sie sich von selbst wieder auflösen, oft unbemerkt bleiben und somit auch keine gesundheitlichen Folgen nach sich ziehen. Symptome sind bei den meisten Thromben nicht zu befürchten. Eine Thrombose wird erst dann zu einem Risiko, wenn sie über den Weg des Blutkreislaufs in Richtung der Lunge weiterbefördert wird. In diesem Falle besteht ein hohes Risiko einer Lungenembolie. Thrombosen können sich innerhalb weniger Stunden bilden – daher sollten auch unbelastete Fluggäste auf Bewegung und genügend Flüssigkeitszufuhr achten.

Economy-Class-Syndrom

Spätestens, wenn Sie verreisen und dafür vier bis sechs Stunden eingeengt sitzen – das gilt gleichermaßen für Bus-, Auto- und Flugreisen – sollten Sie, sofern bei Ihnen ein bekanntes Venenproblem vorliegt, präventiv Stütz- bzw. Kompressionsstrümpfe tragen. Hierzu sollten Sie sich von einem Arzt beraten lassen. Dieser verordnet Ihnen die Strümpfe in der Kompressionsklasse, die Sie benötigen. Eventuell ist auch eine Heparin-Spritze erforderlich. Doch auch Menschen ohne bisheriges Venenleiden können mittels sogenannter Reisestrümpfe einem Economy-Class-Syndrom – so heißt die tiefe Beinvenen- oder Reisethrombose auf Neudeutsch – vorbeugen.

Die ersten Symptome einer Beinvenen-Thrombose sind Schmerzen im Bein, akute Schwellung(en), Druckempfindlichkeit, Wärmegefühl, rötliche Verfärbung und Verhärtung des betroffenen Beines. Eine aktuelle Studie zeigte, dass etwa jeder 10. Fluggast während eines Langstreckenfluges – über 4 Stunden Flugdauer – erste Vorstufen einer Thrombose entwickelt.

Auch andere Warnzeichen des Körpers sollten im Zusammenhang mit der Reisethrombose ernst genommen werden: etwa Beinkribbeln, Atemnot und Schweißausbrüche sowie Brustschmerzen ohne erkennbaren Hintergrund. Typisch für die Thrombose ist auch, dass die Beschwerden sich im Stehen stärker als im Liegen zeigen. Weiterhin sind schwere Beine und muskelkaterartige Schmerzen in den Waden sowie auch Fieber oder erhöhter Puls in Kombination mit einem Kältegefühl in den Beinen klassische Anzeichen für die Thrombose. Beachten sollte man auch, dass die Reisethrombose sich nicht zwingend unmittelbar auf der Reise oder kurz danach zeigen muss. Nicht selten können auch einige Wochen vergehen, bis der Thrombus den Körper durchlaufen hat. So sollte immer dann ein Arzt aufgesucht werden, wenn Beschwerden auftauchen und eine längere Anreise innerhalb der vergangenen Wochen gegeben war. Neben patienteneigenen Risikofaktoren spielen auch reisetypische Besonderheiten für die Thromboseentstehung eine Rolle. Diese sind insbesondere auf Flugreisen:

  • Bewegungsmangel in den Beinen
  • beengtes Sitzen in der Economy Class, längere Schlafphasen mit angewinkelten Beinen im Sitzen
  • oftmals nur spärliche Ausgabe von Getränken an Passagiere
  • extreme Lufttrockenheit in der Kabine (Luftfeuchtigkeit nur 3–10%) mit Gefahr des Flüssigkeitsmangels
  • herabgesetzter Luftdruck und Sauerstoffpartialdruck im Flugzeug


Aufgrund der fehlenden Bewegung und der abgeknickten Beinhaltung fließt das verbrauchte (venöse) Blut nur sehr schlecht zum Herzen zurück. Die Beine fühlen sich schwer und müde an. Sie können anschwellen, weil sich Flüssigkeit einlagert. Wenn eine Beinvene verstopft, spricht man von einer Thrombose. Darum sind Kompressionsstrümpfe gerade für Reisende mit einer Venenschwäche so wichtig: Durch den Druck, den diese ausüben, verengt sich die Vene. Die Venenklappen, durch die das venöse Blut nur in Richtung des Herzens fließen kann, können sich wieder schließen. Das Blut fließt schneller zurück: Die Gefahr, dass sich Blutgerinnsel bilden, nimmt ab.

Kompressionsstrümpfe sind ein wichtiger Bestandteil des Maßnahmenpakets gegen die Reisethrombose – sie sind jedoch nicht alles. So sollte die Reisekleidung bequem und lässig sein und an der Taille nicht einschnüren. Auch die Schuhe sollten gut sitzen und auf keinen Fall den Fuß einengen. Versuchen Sie ebenfalls, Ihre Beine nicht übereinander zu schlagen, da dadurch der Blutfluss beeinträchtigt wird. Achten Sie zusätzlich darauf, sich hin und wieder zu bewegen und die sogenannte „Wadenpumpe“ auszuüben: Dazu stellen Sie die Beine etwa schulterbreit auseinander, setzen sich aufrecht hin und ziehen die Zehen nach oben, während die Hacken am Boden bleiben. Danach umgekehrt: Den Fuß in die Zehenspitzenstellung bringen, also Zehen unten lassen und Hacken anheben, das Ganze je 50 Mal hintereinander.

Wer mit der Lufthansa fliegt, sollte nicht davor zurückschrecken, sich aktiv am Flyrobic-Bewegungsprogramm zu beteiligen, das bei Langstreckenflügen über die Monitore ausgestrahlt wird: Eine dreiköpfige Familie führt Übungen vor, die im Sessel ganz einfach nachgeturnt werden können. Neben dem Bewegungsmangel beim Fliegen trägt die trockene Flugzeugluft dazu bei, dass das zirkulierende Blut verdickt, wodurch sich das Thromboserisiko erhöht. Trinken Sie deshalb viel, vorzugsweise Wasser und ungesüßten Früchte- oder Kräutertee. Nicht zu empfehlen sind Kaffee und alkoholische Getränke. Alkohol verdünnt zwar das Blut, dehydriert aber gleichzeitig und somit haben wir auch hier möglichen Flüssigkeitsmangel auszugleichen. Wer diese Reiseregeln beherzigt, kann getrost auf große Fahrt gehen: Mit Kompressionsstrümpfen, einer medikamentösen Prophylaxe mit Heparin und etwas Bewegung zwischendurch ist das auch für Menschen mit Venenerkrankungen kein Problem. Da kann der Urlaub kommen.

Anschriften von Venenspezialisten bundesweit und den kostenlosen Venen-Ratgeber „Reise" gibt es bei:

Deutsche Venen-Liga e.V.
Sonnenstraße 6
56864 Bad Bertrich
Tel. 02674 1448
Gebührenfreie Venen-Hotline 0800 4443335
www.venenliga.de

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