Amputation – Ursachen, Ablauf und Nachsorge

Eine Amputation ist die Entfernung eines Körperteils, meist von Armen oder Beinen. Sie wird vorgenommen, wenn eine so starke Schädigung am Körper vorliegt, dass eine Heilung nicht möglich ist und der Verbleib des Körperteils für Betroffene lebensbedrohlich wäre.

Wir stellen Ihnen beim Sanitätshaus Seeger den Eingriff, die Ursachen und Folgen einer Amputation sowie das Phänomen des Phantomschmerzes genauer vor.

Definition: Was ist eine Amputation?

Bei einer Amputation handelt es sich um einen chirurgischen Eingriff, bei dem ein Körperteil – etwa ein Arm, Bein, Finger oder Zeh – vollständig oder teilweise entfernt wird. Eine Amputation kann aufgrund von schweren Verletzungen, Infektionen, bösartigen Tumoren, Durchblutungsstörungen oder anderen gesundheitlichen Problemen nötig werden. Das Hauptziel einer Amputation ist es, das Leben der Patient*innen zu retten und die Lebensqualität zu verbessern, indem Schmerzen gelindert und weitere gesundheitliche Komplikationen verhindert werden. 

Häufigkeiten & Gründe: Wann führt man eine Amputation durch?

In Deutschland gibt es kein Amputationsregister, das genaue Auskunft über die Häufigkeit von Amputationen geben könnte. Aufgrund von Erhebungen der gesetzlichen Krankenkassen weiß man jedoch, dass die Zahl der Amputationen im Bereich der Beine und Füße bei etwa 60.000 pro Jahr liegt. 70 % davon betreffen Diabetiker*innen. Im europäischen Vergleich ist diese Zahl hoch, wenn auch im Laufe des letzten Jahrzehnts insgesamt rückläufig. Inzwischen werden im Bereich des Fußes bevorzugt kleinere Amputationen (“Minoramputationen”) ausgeführt, bei denen zunächst so viel Gewebe und Knochen wie möglich erhalten werden.

Amputationen aufgrund von (unfallbedingten) Verletzungen oder Krebserkrankungen werden heutzutage immer seltener. Dies liegt an den deutlich verbesserten Behandlungs- und Operationsmethoden, die im Laufe der letzten Jahrzehnte entwickelt wurden. So versuchen Ärzt*innen inzwischen bei Brustkrebs nach Möglichkeit brustschonend bzw. erhaltend zu operieren. Auch hat die Transplantationschirurgie – die Verpflanzung von Körperteilen – große Fortschritte gemacht. Manche schwere Erkrankungen oder Verletzungen machen den Eingriff allerdings weiterhin unabdingbar.
 

Durchblutungsstörungen & Diabetes: Häufigste Ursachen für Amputationen

Heute sind es überwiegend chronische Durchblutungsstörungen, die zu einer Amputation führen. Durchblutungsstörungen führen, genauso wie Infektionen, zu einem Absterben von Gewebe z.B. im Bein, woraus sich auch eine Blutvergiftung entwickeln kann, wenn keine Behandlung erfolgt. Grundsätzlich lassen sich zwei Formen des Gangräns (absterbendes Gewebe) unterscheiden: das sogenannte trockene Gangrän, durch Flüssigkeitsmangel bedingt, und das feuchte Gangrän, bei dem Keime das Gewebe besiedeln und zu zersetzen beginnen.

Störungen der Durchblutung wiederum entstehen häufig als Folge einer nicht ausreichend gut eingestellten Zuckerkrankheit.

Bei Diabetikern kommt zusätzlich aufgrund der gleichzeitigen Nervenschädigungen die Gefahr zunächst unbemerkter Hautverletzungen im Bereich der Füße hinzu, die sich viel leichter als bei gesunden Menschen mit Keimen besiedeln und verschlimmern können. So werden in Deutschland 85 % aller Zehen- bzw. Fußamputationen infolge eines Diabetischen Fußsyndroms vorgenommen.

Weitere Risikofaktoren – neben Diabetes – für eine Gefäßschädigung sind:

  • Rauchen
  • hoher Cholesterinspiegel 
  • Bluthochdruck
     

Wann wird eine Amputation durchgeführt – Amputations Gründe

Amputationen sind immer „letztes Mittel der Wahl“, kommen also nur dann zum Einsatz, wenn der Erhalt des betroffenen Körperteils nicht möglich ist. Manchmal muss sehr schnell über eine Amputation entschieden werden – dies ist zum Beispiel bei schweren Verletzungen mit „offenen“ Brüchen und der Zerstörung von Nerven und Blutgefäßen der Fall, oder bei rasch fortschreitenden Infektionen. In der Regel wird aber zunächst versucht, das Absterben von Gewebe zu verhindern, die Infektion zu bekämpfen und zu überprüfen, ob eine ausreichende Blutversorgung im betroffenen Gebiet wiederhergestellt werden kann.

Auch für Patient*innen, die aufgrund von chronischen Durchblutungsstörungen und/oder Infektionen von fortschreitendem Gewebeverlust bedroht sind, gelten zunächst diese Maßnahmen. Erst wenn diese nicht gelingen, erfolgt die Amputation. Um einer erneuten Schädigung vorzubeugen, müssen Betroffene entsprechend geschult werden, damit die Wundheilung gelingt.
 

Amputation: Wie läuft die Operation im Allgemeinen ab?

Wie funktioniert eine Amputation? Vor der eigentlichen Operation wird genau geplant, wie viel Gewebe und Knochen entfernt werden sollen. Man nutzt dazu bildgebende Verfahren wie Ultraschall und Computertomographie. Die Amputation selbst erfolgt in Vollnarkose, wobei das Körperteil, das amputiert werden soll, vom Blutfluss abgetrennt und örtlich betäubt wird. Diese zusätzliche Betäubung dient dazu, das spätere Auftreten von Phantomschmerzen abzumildern.

Ziel der Operation ist es, die Beweglichkeit und Muskulatur so gut wie möglich zu erhalten. Deshalb wird zum Beispiel versucht, nicht sofort den gesamten Fuß, sondern zunächst einzelne Zehen zu entfernen, wenn nur diese betroffen sind. Ebenso wird der Unterschenkel nicht oberhalb, sondern unterhalb des Kniegelenks amputiert.

Besonders wichtig ist schließlich die Gestaltung bzw. Formung des Stumpfes, der später die Prothese tragen soll. Er sollte nicht anfällig für Schmerzen oder Verletzungen sein.

Auf folgende Faktoren ist zu achten:

  • Glättung der Knochenkanten
  • „Polsterung“ des Stumpfendes 
  • Berücksichtigung der verlaufenden Nerven
  • Hautnarbe außerhalb der Belastungszone
     

Welche Arten von Amputationen gibt es?

Es gibt verschiedene Arten von Amputationen, die je nach betroffener Körperregion klassifiziert werden. Hier sind die wichtigsten Arten von Amputationen nach Körperteil:

Obere Extremitäten:

  • Fingeramputation: Bei der Fingeramputation wird der betroffene Finger an einem bestimmten Gelenk oder Knochenabschnitt abgetrennt, die Wunde wird anschließend sorgfältig verschlossen.
     
  • Handamputation: Für eine Handamputation wird die Hand auf Höhe des Handgelenks durchtrennt, wobei Sehnen, Blutgefäße und Nerven sehr sorgfältig behandelt werden, um eine spätere prothetische Versorgung zu ermöglichen.
     
  • Unterarmamputation: Bei der Unterarmamputation wird der Arm unterhalb des Ellenbogens abgetrennt, der Schnitt erfolgt durch die Knochen des Unterarms (Radius und Ulna).
     
  • Oberarmamputation: Wenn der Arm oberhalb des Ellenbogens durchtrennt wird, spricht man von einer Oberarmamputation. Die Trennung verläuft oft durch den Humerus (Oberarmknochen), wobei Muskeln, Nerven und Blutgefäße entsprechend versorgt werden.
     
  • Schulterexartikulation: Von einer Schulterexartikulation spricht man, wenn der gesamte Arm einschließlich des Schultergelenks entfernt wird, wobei das Gelenk selbst durchtrennt und der Oberarmknochen aus dem Gelenk genommen wird.


In diesem Bereich kommen speziell angepasste Hand- und Armprothesen erfolgreich zum Einsatz.

Untere Extremitäten:

  • Zehenamputation: Für eine Zehenamputation wird die betroffene Zehe an einem bestimmten Gelenk oder Knochenabschnitt abgetrennt, anschließend wird die Wunde sorgfältig verschlossen.
     
  • Fußamputation: Der Fuß wird bei einer Fußamputation typischerweise auf Höhe des Knöchels abgetrennt, wobei die Knochen, Sehnen und Blutgefäße entsprechend versorgt werden.
     
  • Unterschenkelamputation (Transtibiale Amputation): Erfolgt die Durchtrennung unterhalb des Knies mit einem Schnitt durch das Schienbein (Tibia), spricht man von einer Unterschenkelamputation.
     
  • Oberschenkelamputation (Transfemorale Amputation): Wird hingegen das Bein oberhalb des Knies durchtrennt, handelt es sich dagegen um eine Oberschenkelamputation. Hierbei wird ein Schnitt durch den Oberschenkelknochen (Femur) vorgenommen.
     
  • Hüftexartikulation: Bei der Hüftexartikulation wird das gesamte Bein einschließlich des Hüftgelenks entfernt, wobei der Oberschenkelknochen aus dem Hüftgelenk gelöst und das Bein vollständig abgetrennt wird (das wird auch als Beinamputation bezeichnet).


Eine Prothesenversorgung sowie Orthesen für die unteren Extremitäten kommen bei größeren Amputationen (“Majoramputationen”) erfolgreich zum Einsatz. Neben hochwertiger Orthopädietechnik spielt auch die Orthopädie Schuhtechnik eine wichtige Rolle. Des Weiteren ist die Gangschule, also ein speziell angepasstes Training für Patient*innen mit Prothese, ist essentieller Bestandteil der weiteren Versorgung und Therapie.

Wann wird ein Bein amputiert?

Eine Beinamputation ist ein schwerwiegender Eingriff und wird nur durchgeführt, wenn es medizinisch wirklich notwendig ist. Dabei kann es viele Gründe geben, warum ein Bein amputiert werden muss:

  • Schwere Durchblutungsstörungen: Erkrankungen wie periphere arterielle Verschlusskrankheit (PAVK) können die Blutversorgung des Beins so stark beeinträchtigen, dass das Gewebe abstirbt (Gangrän).
     
  • Schwere Infektionen: Infektionen, die auf Antibiotika nicht ansprechen und zu einer Sepsis (Blutvergiftung) führen können, machen eine Amputation oft notwendig, um das Leben von Patient*innen zu retten.
     
  • Traumatische Verletzungen: Schwere Unfälle oder Verletzungen, Verbrennungen oder Kriegsverletzungen können so umfangreiche Schäden verursachen, dass das Bein nicht mehr gerettet werden kann.
     
  • Bösartige Tumore: Krebs, der in den Knochen oder das Weichgewebe des Beins eingewachsen ist und nicht durch andere Methoden entfernt werden kann, kann eine Amputation erforderlich machen, um die Ausbreitung des Tumors zu verhindern.
     
  • Diabetisch schwere Komplikationen: Diabetes kann zu neuropathischen Geschwüren, Infektionen und einer schlechten Wundheilung führen. In schwerwiegenden Fällen, in denen das Gewebe abstirbt oder eine Infektion lebensbedrohlich wird, kann eine Amputation notwendig sein.
     
  • Frostbeulen: Schwere Erfrierungen können das Gewebe so stark schädigen, dass eine Amputation notwendig wird, um das abgestorbene Gewebe zu entfernen und eine Infektion zu verhindern.


Die Entscheidung zur Amputations-OP muss sorgfältig getroffen werden. In der Regel erfolgt sie daher nur, wenn alle anderen Behandlungsmöglichkeiten ausgeschöpft oder nicht erfolgversprechend sind.
 

Amputationen bei Kindern

Amputationen bei Kindern sind selten, aber möglich. Die Ursachen für Amputationen bei Kindern umfassen angeborene Fehlbildungen, schwere Verletzungen, Infektionen oder bösartige Tumoren, die teilweise nicht anders behandelt werden können.

Bei Kindern wird besonderes Augenmerk auf die langfristige Funktionalität und das Wachstum gelegt, da Knochen und Gewebe noch in der Entwicklung sind. Die Rehabilitation und die prothetische Versorgung spielen hier eine entscheidende Rolle, um den Kindern die bestmögliche Mobilität und Lebensqualität zu gewährleisten. Hierfür legen wir von Seeger einen besonderen Schwerpunkt auf eine hochwertige Kinderorthopädietechnik. Denn – es gibt nichts Schöneres, als wieder in strahlende Kinderaugen zu blicken. Kinder haben eine bemerkenswerte Anpassungsfähigkeit und können lernen, mit ihren Prothesen sehr effektiv umzugehen, um schnell wieder ein aktives und erfülltes Leben zu führen. 
 

Phantomschmerzen: Ursache & Auswirkungen

Der seelische Schmerz nach einer Amputation hat oft auch eine neurologische Dimension, den sogenannten Phantomschmerz. Betroffene spüren das verlorengegangene Körperteil auf unterschiedliche Weise: es kribbelt, sticht oder brennt dort, wo eigentlich nichts mehr ist. Etwa 60 – 80 % aller Amputierten kennen dieses Phänomen und das Unbehagen, das mit ihm verbunden ist. Früher hielt man diese Schmerzen für eingebildet, weil man sie sich nicht erklären konnte. Inzwischen weiß man über die Grundlagen der Schmerzwahrnehmung und der Schmerzverarbeitung besser Bescheid:

Tatsächlich hängt der Phantomschmerz damit zusammen, dass es im Gehirn neben einem Schmerzgedächtnis eine Region im Bereich der Großhirnrinde gibt, die für das Fühlen bzw. die Sinnesempfindungen verantwortlich ist. Man nennt diese Region, in der die eingehenden Sinnesreize der unterschiedlichen Körperteile erfasst werden, den sensomotorischen Kortex.

Fehlt der Zustrom dieser Sinnesreize, weil ein Körperteil plötzlich nicht mehr vorhanden ist, wird das dafür ursprünglich zuständige Gebiet nicht etwa automatisch abgeschaltet, sondern umorganisiert. Es erhält nun z.B. (Fehl-)Informationen aus der Nachbarschaft oder Erinnerungsspuren aus dem Schmerzgedächtnis. So fließen also unerwartet frühere Erfahrungen in die Schmerzentwicklung ein. Gleichzeitig wird der Schmerz durch aktuelle psychische Faktoren mitbestimmt und verstärkt sich z.B. bei starker emotionaler Anspannung, Stress und/oder Depression.

Mögliche Ursachen für Phantomschmerzen auf einen Blick:

  • Fehlinformationen aus benachbarten Hirnregionen
  • Erinnerungsspuren aus dem Schmerzgedächtnis
  • Aktuelle psychische Faktoren
     

Amputation: Nachsorge Behandlung

Die eben erwähnte Fähigkeit des Gehirns zur Umorganisierung kann auch zur Behandlung von Phantomschmerzen genutzt werden. So gibt es z.B. die Möglichkeit eines gezielten sensomotorischen Wahrnehmungstrainings, das durch bestimmte Übungen die „überreizten“ Hirnareale wieder ausbalancieren kann.

Zur Nachsorge gehört neben einer möglichst guten Wund- und Prothesenversorgung ebenso die enge Zusammenarbeit unterschiedlicher Berufsgruppen wie Ärzte, Physiotherapeuten, Orthopädietechniker, Ergotherapeuten, Schmerztherapeuten und Psychotherapeuten. Nur so können die Bedürfnisse des Betroffenen erkannt und gezielt auf sie eingegangen werden. Dies kann in der Regel leichter im Rahmen einer Rehabilitationsmaßnahme geschehen.

Ein dauerhafter Behandlungserfolg nach einer Amputation lässt sich auch ohne das Engagement und die aktive Mitarbeit des Betroffenen selbst nicht erreichen. Scheuen Sie sich nicht, nachzufragen und Unterstützung einzufordern, wenn Ihnen Behandlungsschritte nicht klar sein sollten oder bestimmte Schwierigkeiten auftreten.

Der Verlust von Gliedmaßen ist ein tiefer Einschnitt, der Zeit braucht, um bewältigt zu werden. Nehmen Sie sich diese Zeit und setzen Sie sich nicht zusätzlich unter Druck. Statt Rückzug hilft oft der Austausch mit weiteren von Amputation betroffenen. Wenden Sie sich jederzeit auch vertrauensvoll an die Mitarbeitenden des Gesundheitshauses Seeger. Nicht nur bei der Brustkrebsnachsorge, für die wir Ihnen persönliche Termine anbieten, sondern auch in weiteren Bereichen stehen wir Ihnen gerne als Gesundheitspartner zur Seite. So steht einem möglichst unbeschwerten Leben nach einer Amputation nichts mehr im Wege.
 

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