Schneiderballen – die Fehlstellung der Kleinzehe

Entzündungen, Schmerzen, und ein kleiner Zeh, der in Richtung der Großzehe zeigt – wenn es im Schuh drückt und das Köpfchens der kleinen Zehe gerötet ist, liegt am Fuß häufig ein Schneiderballen vor, auch Digitus quintus varus oder Bunionette-Deformität genannt.
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Manchen Menschen fällt die Fehlstellung gar nicht auf, bei anderen wiederum führt sie zu heftigen Beschwerden.
Sie finden beim Sanitätshaus Seeger alle Informationen rund um den Schneiderballen: Von den Symptomen und Ursachen bis zu konservativen und operativen Behandlungsmöglichkeiten, die bei der Korrektur des Schneiderballens helfen können. In diesem Ratgeber erfahren Sie, woran Sie einen Schneiderballen erkennen und was Sie dagegen tun können.

Diagnose Schneiderballen – was heißt das?

Einen Schneiderballen am Fuß erkennt man teils sogar mit bloßem Auge: Durch einen vergrößerten Winkel zwischen den Mittelfußknochen der vierten und fünften Zehe liegt das Gelenk, das die kleine Zehe mit dem Fuß verbindet, weiter außen. Infolgedessen zeigt die kleine Zehe oft nach innen, in Richtung der großen Zehe, wodurch das Grundgelenk noch stärker hervorsteht. Der kleine Zeh liegt auch oft unter oder über dem nebenliegenden Zeh.

Der Digitus quintus varus ähnelt hierbei dem Hallux valgus, nur dass die kleine statt der großen Zehe nach innen zeigt. Manche Mediziner bezeichnen den Schneiderballen daher auch als “Hallux valgus der kleinen Zehe”. Seinen Namen hat der Schneiderballen deswegen, weil Schneider in früheren Zeiten ganztägig auf dem harten Fußboden saßen, während sie arbeiteten – mit gekreuzten Beinen, also im Schneidersitz. Die Verformung an den kleinen Zehen war bei diesen Personen daher besonders häufig.

Auch heute ist ein Schneiderballen am kleinen Zeh nicht selten zu erkennen. Frauen sind dabei häufiger betroffen als Männer, da sie hohe Schuhe tragen, welche den Druck auf die Zehen erhöhen und diese zusammendrücken. Wie ein Gros der Fußfehlstellungen kann der Schneiderballen jedoch auch angeboren sein, wenngleich das im Vergleich zur erworbenen Variante seltener ist.
 

Symptome des Schneiderballens

Der Digitus quintus varus führt zu Symptomen, die meist eindeutig auf die Fußfehlstellung hinweisen. Dazu gehören beispielsweise:

  • Verformungen des Fußes: Den ersten Hinweis auf einen Schneiderballen am Fuß stellen die Abnormitäten in der Fußform dar, die typisch für das Krankheitsbild sind. Dazu gehören vor allem eine nach innen zeigende kleine Zehe und ein nach außen zeigendes Grundgelenk selbiger Zehe, das sogar eine richtige “Ecke” formen kann. Das allein kann schmerzhaft sein – muss es aber nicht.
     
  • Rötungen & Hornhaut: Das Gelenk der kleinen Zehe kann gerötet oder sogar entzündet sein, was beim Schneiderballen häufig mit Schmerzen einhergeht. Häufig entsteht durch das Tragen von zu engen Schuhen zudem eine Druckstelle oder Schwielen am kleinen Zeh.
     
  • Kleinzehenballen-Schmerzen: In den meisten Fällen haben Personen mit einem Schneiderballen oder Kleinzehenballen Schmerzen, die sich auf ähnliche Art und Weise äußern. Typisch sind beispielsweise Druck beim Schuhe tragen oder Beschwerden in Mittelfuß und Zehen. Schreitet der Schneiderballen unbehandelt fort, können die Schmerzen auch barfuß auftreten.

Ursachen: Warum entsteht ein Schneiderballen?

Die Ursache für Schneiderballen ist in den meisten Fällen falsches Schuhwerk. Wie bereits erwähnt, fördern Schuhe mit hohen Absätzen die Bildung eines Digitus quintus varus, doch auch andere Schuhe, die zu eng sind oder beim Laufen zu wenig Platz lassen, können Ursache der Bunionette-Fehlstellung sein. Das liegt daran, dass die kleine Zehe Kräfte abfängt, die von der Seite auf den Fuß wirken – in den meisten Fällen also den Druck des Schuhwerkes.

Weitere Ursachen für einen erworbenen Schneiderballen stellen Entzündungskrankheiten wie Rheuma, Arthritis oder eine Absenkung des Fußquergewölbes dar, durch welche die Gelenke geschwächt werden, was zur Entstehung einer Bunionette-Deformität beitragen kann.

Ebenfalls häufig entwickelt sich der Schneiderballen aus einem unbehandelten Spreizfuß heraus. Bei dieser Fußfehlstellung stehen alle Zehen weiter auseinander, es kommt zu einem erhöhten Druck in Schuhen. Da sich der Spreizfuß meist langsam über Jahre hinweg entwickelt, bildet sich oft erst in höherem Alter ein Schneiderballen.

Im Falle des angeborenen Schneiderballens liegt oft eine genetische Veranlagung für Fußfehlstellungen vor, die sich beispielsweise in einem überdurchschnittlich großen Winkel zwischen den Mittelfußknochen niederschlägt.

Den Schneiderballen selbst behandeln oder tapen – konservative Therapie des Schneiderballens

Was tun, wenn ein Schneiderballen Schmerzen verursacht? Grundsätzlich bieten sich zwei Möglichkeiten, um die Bunionette-Fehlstellung zu therapieren: die konservativen Methoden und die operativen Methoden. In den meisten Fällen reichen erstere bereits aus, um einen Schneiderballen zu korrigieren und für Entlastung am Fuß zu sorgen. Grundsätzlich sollte jedoch stets mit einem Arzt oder einer Ärztin Rücksprache gehalten werden, um im konkreten Fall die beste Vorgehensweise zu ermitteln.

Bei einem Schneiderballen können folgende Hausmittel und Behandlungen ohne OP weiterhelfen:

  • Orthopädie-Schuhtechnik: Da das falsche Schuhwerk oft zu einem Schneiderballen führt oder diesen verschlimmern kann, sind orthopädisch gefertigte Maßschuhe ein geeignetes Mittel, um Digitus quintus varus zu behandeln. Das Ziel ist dabei, den Fuß zu entlasten und zu unterstützen.
  • Orthopädische Einlagen: Ein ähnliches Ziel verfolgen verschiedene Einlagen, die den Digitus quintus varus entschärfen können. Mittels orthopädischer Einlagen wird der Schneiderballen behandelt, indem sein Längs- und Quergewölbe unterstützt wird.
  • Schneiderballen tapen: Wer den Schneiderballen ohne OP behandeln will, kann auch selbst tätig werden und den Digitus quintus varus tapen. Tape ist ein beliebtes Hausmittel gegen den Schneiderballen, da es die Gelenkfunktion unterstützt und die Beweglichkeit verbessert. Zudem unterstützt das Tapen des kleinen Zehs bei einem Schneiderballen die Heilung von Rötungen, Hühneraugen oder Entzündungen.
  • Fußgymnastik: Zuletzt können auch Übungen aus der Fußgymnastik weiterhelfen, um den Schneiderballen und den kleinen Zeh zu behandeln. Diese können entweder selbst durchgeführt werden oder im Rahmen einer professionellen Physiotherapie erlernt werden.

Wann muss Schneiderballen operiert werden? Schneiderballen-OPs im Überblick

Reichen konservative Methoden nicht aus oder ist die Fußfehlstellung besonders stark ausgeprägt, raten Ärzt*innen oft zu einer Behandlung von Schneiderballen und kleinem Zeh durch eine Digitus quintus varus-OP.

  • Minimalinvasive Methoden: Wenn die Fehlstellung sich noch im Anfangsstadium befindet, können bereits kleinere Eingriffe zur Therapie des Schneiderballens genügen. Diese enthalten kleine Eingriffe an der Haut, der Gelenkkapsel oder an den Sehnen.
  • Knochenabtragung: Steht das Gelenk seitlich heraus, kann in einer Schneiderballen-Operation der beteiligte Knochen abgetragen oder-geschliffen werden, um den Druck zu reduzieren. Bei dieser Extostektomie genannten Schneiderballen-OP wird der hervorstehende Knochenvorsprung entfernt, was die äußere Wölbung des Fußes reduziert und Schmerzen lindert. Diese Therapie des Schneiderballens wird oft gewählt, wenn der Fall nicht allzu schwer ist. 
  • Osteotomie: Am häufigsten kommt die sogenannte Chevron-Osteotomie zum Einsatz, um den Schneiderballen zu operieren. Hierbei werden die Knochen v-förmig durchtrennt und neu angeordnet, indem das Mittelfußköpfchen nach innen verschoben wird. Dort wird er per Schraube oder Draht fixiert. Überschüssige Knochenbestände werden zudem abgetragen.


Glücklicherweise gelingt die Behandlung von Schneiderballen oder Digitus quintus varus oft minimalinvasiv, sogar bei einer Osteotomie. Es kann also über kleine Schnitte im Fleisch gearbeitet werden, die nach Abschluss von Operation und Heilung kaum auffallen. Die Kosten für eine Schneiderballen-OP übernimmt die Krankenkasse, sofern die Operation medizinisch notwendig ist. Das ist beispielsweise der Fall, wenn die betroffene Person starke Schmerzen erleidet oder eine Entzündung am Schneiderballen eine Behandlung erforderlich macht.

Den Schneiderballen behandeln oder sich von der Operation erholen – mit Seeger an Ihrer Seite

Der Schneiderballen führt oft schnell zu Schmerzen und anderen Beschwerden. Allerdings können diese auch genauso schnell wieder verschwinden. Durch den Einsatz einfacher Hausmittel oder orthopädischer Einlagen sind die meisten Fälle von Digitus quintus varus effektiv behandelbar.

Egal, ob Sie eine Anleitung brauchen, um den Schneiderballen richtig zu tapen oder eine Beratung über Operationen und Schuhwerk wünschen: Wir von Seeger sind für Sie da! Wir kennen uns mit unterschiedlichen Behandlungsansätzen des Schneiderballens aus und beraten sie daher gerne zu geeigneten Schritten für ihren konkreten Fall. Unsere Expert*innen stehen Ihnen gerne über unser Servicetelefon zur Verfügung – oder auch vor Ort in einem unserer Seeger Gesundheitshäuser. Wir freuen uns auf den Kontakt mit Ihnen!

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